Letzten Freitag haben wir das 40-jährige Jubiläum des Kinderhauses am Bügel gefeiert.
Die Kinder und das Team haben sich dafür einiges einfallen lassen! Unter anderem wurden eine Nostalgie-Ecke, ein extra eingerichtetes Museum mit Artefakten aus 40 Jahren, Tanz- und Musikauftritte oder Stimmen von ehemaligen Besucher:innen präsentiert.
Nachdem Johannes Löschner, Arbeitsbereichsleiter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, Jugendberatung und Migrationsdienste, mit einen Rückblick die Gäste begrüßte, würdigten unter anderem Dr. Bastian Bergerhoff, Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt am Main, Markus Eisele, theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach, und Nanine Delmas, Leiterin des Jugend – und Sozialamtes der Stadt Frankfurt am Main, vier Jahrzehnte Arbeit für Kinder im Stadtteil.
Markus Eisele erzählte aus seiner eigenen Kindheit, in der auch er viel Zeit in einem Kinder- und Jugendzentrum in Offenbach verbracht hatte: „Ich erinnere mich an den Geruch vom alkoholgetränkten Matrizendrucker mit seiner Trommel und Kurbel, auf dem wir Liedzettel und Handzettel gedruckt haben. An das Fotolabor und das Töpfern. Weite Strickpullis und lange Bärte bei den Pädagogen. Der Tischkicker als größte Attraktion. Die Diskothek mit Diskokugel. Das Abhängen mit Freunden auf den alten, gespendeten Sofas. Bilder der späten 70er und frühen 80er Jahre. Ziemlich lange her. Und trotzdem bis heute ein wohliges Gefühl von Heimat und Geborgenheit aus der Zeit meiner Kindheit und frühen Jugend.“
Den gleichen Ton schlugen ein aktueller (10 Jahre alt) und drei ehemalige Besucher:innen (mittlerweile 20, 30 und 40 Jahre alt) an, als sie sich den Fragen von Löschner stellten, welchen Stellenwert das Kinderhaus in ihre Biografien hat und hatte. Während beim jüngsten Mitglied der Runde sich schnell Langeweile ohne ein Kinderhaus am Bügel einstellen würde, merkte der 40-jährige Tarik Chaikhoun an, dass er nicht der Mensch wäre, der er nun sei: „Als Vater, als Polizist und Schutzmann vor Ort im Gallus wünsche ich mir ein Kinderhaus wie dieses in jedem Frankfurter Stadtteil. Was ich hier erlebt habe, war so relevant wie die Erlebnisse in meinem Elternhaus.“ Mit einem Schmunzeln erzählte er Geschichten von Bewegungsmeldern, die durch Fußbälle zu Bruch gingen, und von seiner Hoffnung, dass das Kinderhaus auch in Zukunft auskömmlich finanziert wird: „Es gibt so viele Kinder, denen eine angemessene gesellschaftliche Teilhabe verwehrt ist. Durch die Arbeit dieses Hauses können auch Kinder in eher schwierigen Lebensumständen partizipieren. Zum Beispiel, wenn Ausflüge veranstaltet werden.“
Dominique Depner, die seit 30 Jahren im Haus arbeitet, davon die letzten 20 Jahre als Leiterin, sagte: „Offene Kinder- und Jugendarbeit ist einfach toll. Die Kinder kommen alle freiwillig und genau das ist eine riesige Chance. Sie können sich einbringen und Fähigkeiten entdecken, ohne Zwang. Wir haben hier einen Raum zum Lernen und zum Scheitern.“ Verschiedene Generationen hat sie im Haus gesehen: „Der Bügel ist ein ganz besonderer Ort, ein verlässlicher Ort. Viele, die als Kinder hier waren, leben heute noch hier und ihre Kinder kommen ins Kinderhaus. Das ist wunderschön“, sagte sie.
Nanine Delmas lobte ebenfalls die Arbeit und überreichte Depner einen Scheck über 750 Euro. „Machen Sie etwas Schönes mit den Kindern damit“, sagte sie. Sie versprach, „alles für das Haus zu machen, was geht“, damit eine „lebensorientierte Bildung, die auf Neugierde und Spaß am Entdecken basiert“ auch weiterhin angeboten werden kann. Dr. Bastian Bergerhoff hat das mit „den Geldern in der Stadt im Blick“. Für ihn war es ein sehr schönes Erlebnis, die „aufgeweckten Kinder hier zu sehen“, nachdem diese eine Coverversion von Queens Klassiker „We Will Rock You“ mit umgedichteten Zeilen zum Besten gaben und eine Breakdance-Show präsentierten (s. Instagram-Post). Die GWH Wohnungsgesellschaft, die im Stadtteil viele Immobilien hält, brachte einen Scheck über 1000 Euro mit. „Die machen hier eine absolut tolle Arbeit“, so Martin Büttner von der GWH.
Gleiches bestätigte auch noch einmal Johannes Löschner: „Das Kinderhaus ist der einzige Platz hier, der Kindern Angebote abseits von Pflichten, Kontrolle, Leistungsdruck und vorformulierten Erwartungen gibt.“
Wir freuen uns riesig über dieses Jubiläum und auf weitere 40 Jahre Kinderhaus am Bügel!
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